Fruchtwein, oder Obstwein, zu dem genaugenommen auch der normale Wein aus Weintrauben gehört, lässt sich zu Hause gut herstellen. Er kann im Grunde aus fast allen Obstsorten gemacht werden. Wir zeigen dir, worauf es bei der Obstweinherstellung ankommt.
Um einen leckeren Tropfen selbst zu kreieren, muss man kein Önologe sein. Es bedarf lediglich der passenden Früchte, einiger wichtiger Hilfsmittel zur Herstellung und natürlich Freude am gesamten Prozess.
Die beste Trinktemperatur
Am besten schmecken Fruchtweine gekühlt mit einer Temperatur zwischen 10°C und 16°C. Wenn es heiß ist, kannst du sie auch super mit Eiswürfeln und etwas Sprudelwasser aufgepeppt servieren.
Fruchtwein herstellen ist erlaubt
Die Herstellung von alkoholischen Getränken in Deutschland wird über diverse Gesetze geregelt. Anders als hochprozentige Alkoholika wie Branntwein darf in Deutschland jeder Wein selbst herstellen. Dabei ist egal, ob es sich um Rotwein oder Weißwein, um Apfelwein, Met (Honigwein) oder um irgendeine andere Art von Obstwein handelt.
Das gilt deshalb, weil Obstweine in Deutschland lebensmittelrechtlich zu den „weinähnlichen Getränken“ gehören. Sie fallen nicht unter das Weinrecht, sondern unter die allgemeinen Vorschriften des Lebensmittelrechts.
Du kannst übrigens auch leckere Liköre herstellen.
Welche Früchte eignen sich für Fruchtwein?
Wie bereits erwähnt, kannst du Obstwein aus fast allen Früchten selbst herstellen. Manche eignen sich dafür besser und andere weniger gut. Hinzu kommt die persönliche Geschmacksvorliebe.
Besonders beliebt sind:
- Johannisbeeren, rot und schwarz
- Holunderbeeren
- Apfel
- Birne
- Kirschen, süß und sauer
- Erdbeeren
- Himbeeren
- Brombeeren
- Quitten
- Pflaumen und Zwetschgen
Praktisch an vielen dieser Früchte ist, dass sie zum Gartenobst zählen und mit ein wenig Geschick größere Mengen dieser Früchte im eigenen Garten gezogen werden können. Wenn du Früchte im eigenen Garten zur Verfügung stehen hast, solltest du übrigens stets den richtigen Erntezeitpunkt im Auge behalten, um die Früchte zum optimalen Reifegrad ernten zu können. Ein übersichtlicher Erntekalender hilft bei dieser Aufgabe.
Gute Qualität der Früchte
Grundsätzlich ist es wichtig, dass du saubere und reife Früchte verwendest. Nur so wird der Obstwein lecker, haltbar und qualitativ hochwertig. Du solltest also bereits während der Ernte die Früchte aussortieren, die schlechte Stellen aufweisen oder mitunter vielleicht sogar schon verdorben sind. Versuche außerdem das Obst möglichst frisch noch zu verarbeiten.
Trauben, Kernobst und gerade Beeren sollten auf keinen Fall vorher tagelang gelagert werden. Am besten wäschst du sie gleich nach der Ernte ab und beginnst sofort mit der Fruchtweinherstellung.
Der beliebte Apfelwein, „Äpplewoi“ oder Cider ist im Übrigen am aufwendigsten herzustellen. Denn um den Apfelsaft aus dem Kernobst zu gewinnen, musst du die Ernte erst einmal mit einer Obstmühle zerkleinern. Anschließend kannst du die Maische mit einer Obstpresse auspressen. Erst dann kannst du den Rohsaft der Äpfel zu Obstwein vergären.
Probiere doch auch mal zur Weihnachtszeit klassischen Glühwein aus dunklen anderen Obstweinen herzustellen.
Hilfsmittel zur Obstweinherstellung
Für die Obstweinherstellung brauchst du verschiedene wichtige Hilfsmittel und Zutaten. Folgende Liste hilft dir dabei, zu schauen, was du schon besitzt und was du eventuell für die Herstellung gesondert zukaufen musst:
- Früchte
- Zucker
- Weinhefe und Hefenährsalz
- Milch- oder Zitronensäure (zur Erhöhung des Säuregehalts)
- optional: Kaliumpyrosulfit (zur Verhinderung von Mikroorganismen)
- kohlesaurer Kalk (zur Neutralisation von säurehaltigen Früchten)
- exakte Waage
- Schüsseln (Plastik, kein Metall)
- Gärgefäß, am besten ein Gärballon aus Glas
- Abdeckung für Gärgefäß und Gäraufsatz
- Kunststoffschlauch zum Absaugen
- optional: Filter
- optional: Presse zum Auspressen der Früchte
- optional: Korkapparat und Korken
Wenn du keine Sulfite verträgst und sie deshalb weglässt, achte bei der Weinherstellung besonders auf Sauberkeit der Materialien. Es kommt hier ganz besonders auf eine Minimierung der Keime an, damit der Wein nicht kippt und schlecht wird.
Im Internet findest du auch Startersets zur Obstweinherstellung, bei denen alle wichtigen Dinge dabei sind.
14 Schritte zum eigenen Fruchtwein
Zuerst das Wichtigste: benutze keine Hilfsmittel aus Metall, halte dich unbedingt an die Mengenangaben und achte auf peinliche Sauberkeit!
- Früchte vorbereiten
Obst waschen und alle unbrauchbaren Früchte aussortierten. - Für eine Gärmethode entscheiden
Im nächsten Schritt geht es an die Wahl der Gärung. Du kannst dich entweder für eine Maischegärung oder eine Saftgärung entscheiden. Der Unterschied liegt in der Nutzung der ganzen, zerdrückten Früchte (Maische) oder nur dem Saft (Saftgärung).
Bei der Saftgärung presst du die Früchte erst aus und verwendest den Saft zur Gärung.
Bei der Maischegärung wiederum zerkleinerst oder zerstampfst du das Obst und gibst es in dein Gärgefäß.
Die Vermeidung von Bitterstoffen klappt bei der Saftgärung meist besser, dafür erreichst du durch die Maischegärung ein schöneres Farbergebnis.
Gib Maische oder Saft in eine große Plastikschüssel. - Gib Zucker hinzu
Die Hefe baut diesen zu Alkohol ab. Die Faustregel besagt: Aus zwei Gramm Zucker werden später ein Gramm Alkohol und ein Gramm Kohlendioxid.
Du kannst den Zucker sofort in die Obstmasse geben, musst ihn dafür aber vorher auflösen – etwa in etwas Wasser. Alternativ kannst du ihn auch während der Gärung in drei bis vier kleineren Portionen zugeben. Letztere Variante ist effizienter, wodurch sich der Alkoholgehalt im Endergebnis erhöht. - Säure hinzufügen
Einige Früchte, wie etwa Äpfel, haben von Natur aus wenig Säure. Deshalb muss bei diesen Obstsorten Milch- oder Zitronensäure hinzugegeben werden. Birnen- und Trauben haben von Natur aus genug Säure. - Säure neutralisieren
Einige Obstsorten, wie Beeren haben teilweise zu viel Säure für einen schmackhaften Fruchtwein. Wenn du einer dieser Sorten nimmst, gib einfach etwas kohlesauren Kalk dazu, um das Ganze zu neutralisieren. - Gärhefe hinzufügen
Jetzt kommt die Hefe dazu. Du solltest hier nur Reinzuchthefe verwenden, die du im Handel als Flüssighefe erhältst. Frische Hefe bringt die Gefahr mit sich, dass dein Wein deutlich schneller verdirbt. Deutliches Blubbern ist ein Indikator dafür, dass der Gärprozess im Gärgefäß ordentlich im Gange ist. - Gärgefäß befüllen
Der Wein ist nun bereit zu gären. Fülle Maische oder Saft mit allen Beigaben in deinen Gärbehälter und lasse ihn einige Zeit ruhen. Fülle den Behälter nur zu etwa 50 Prozent, denn die Flüssigkeit wird diesen Raum während der Gärung fast ganz ausfüllen. - Die Gärung – bis zu 4 Wochen
Etwa drei Tage dauert es, bis der Gärprozess in Gang kommt. Wenn du sichergehen willst, dass du nichts verschüttest, stelle am besten eine kleine Wanne unter dein Gärgefäß. Zum Gären stellst du das verschlossene Gärgefäß am besten an einen kühlen und dunklen Ort. Am besten eignen sich dafür natürlich Kellerräume.
Du solltest jeden Tag einmal kurz kontrollieren, wie weit der Gärprozess fortgeschritten ist. Kräftiges Blubbern bedeutet, dass der Gärprozess sich in vollem Gange befindet. Dann kann es durchaus noch drei Wochen oder länger dauern, bis der Obstwein fertig gegärt ist. - Ende der Gärung
Wenn sich keine Bläschen mehr im Gärgefäß bilden, ist der Gärprozess abgeschlossen. Nun kannst du den Behälter im Kühlen stehenlassen (oder spätestens jetzt dorthin bringen). - Sulfit für Haltbarkeit
Bevor es an die Klärung geht, kannst du deinen persönlichen Obstwein noch mit Sulfit haltbar machen und vor Bakterien schützen. Führe ihm dazu optional etwas Kaliumpyrosulfit zu. Für 10 Liter Wein kannst du etwa 1 Gramm Kaliumpyrosulfit verwenden.
Du kannst ihn aber auch so lassen. - Absetzen der Reste
Jetzt setzen sich Hefe sowie andere Trübteilchen am Boden des Gefäßes ab. Dies kann zwischen 1 und 3 Wochen dauern. Sobald eine sichtbare Schicht vorhanden ist, sollte der Obstwein vom Bodensatz getrennt werden, damit der Geschmack nicht beeinträchtigt wird. - Bodensatz entfernen und klären
Im letzten Schritt geht es an die Abfüllung deines Fruchtweines in Flaschen und der Trennung vom Bodensatz. Nimm dazu einen Kunststoffschlauch zur Hand und fülle den Wein aus dem Gärbehälter in einen anderen Gärballon oder Glasflaschen. Viele Weine werden jetzt noch ein paar Wochen zur Selbstklärung stehengelassen, du kannst ihn aber auch durch ein sauberes Tuch gießen und so alle Schwebstoffe entfernen.
Wichtig ist, dass der Wein dabei so wenig wie möglich mit Sauerstoff in Berührung kommt. - Abfüllen und verschließen
Klassische Korken oder Schraubverschlüsse eignen sich zum Verschließen deiner Fruchtweinflaschen am besten. Du bekommst im Handel passende Sets, mit denen du deinen hausgemachten Obstwein abfüllen kannst. - Lagern
Nun soll dein Fruchtwein schön reifen. Wenn du ihn in Flaschen mit weniger Inhalt abfüllst, kannst du schon junge Weine genießen, während die anderen Flaschen in Ruhe nachreifen können.
Mit dem Gärverschluss auf dem Gefäß stellst du sicher, dass das Kohlendioxid, das während der Gärung entsteht, ohne, dass der Gärmenge Sauerstoff zugeführt wird. Achte darauf, dass der Verschluss wirklich fest auf dem Gärbehältnis sitzt.
Was kann ich dazu servieren?
Selbstgemachter Obstwein schmeckt gekühlt und pur lecker. Wenn du ihn mit ein paar leckeren Snacks kombinierst, hast du schon eine kleine Vorspeise geschaffen, mit du deine Gäste verwöhnst.
Wir empfehlen kräftigen Käse und selbstgemachtes Brot zu jeglicher Art des Obstweins. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Roggenbrot mit 100% Roggenmehl oder Oliven-Ciabatta?
Ansonsten gilt: Lass dir den Fruchtwein schmecken und verschenke ihn auch an Freunde und Verwandte. Er gibt ein tolles Mitbringsel ab.
Original auf oma-kocht.de | Aktualisiert: 31. Aug 2024